"Entschuldigung, dass wir dich erschreckt haben. Ich bin übrigens Tamara." Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu und wollte ihm die Hand geben.
Der Junge zog blitzschnell beide Hände zurück und versteckte sie hinter seinem Rücken. So langsam fand Konrad sein Benehmen etwas merkwürdig ...
"Was hast du denn?", fragte Tamara und runzelte die Stirn.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Junge antwortete. Schließlich stieß er einen langen Seufzer aus und sagte leise:
"Es ist zu gefährlich, mir die Hand zu geben. Ich bin nämlich elektrisch."
Konrad und Tamara starrten ihn erschrocken an.
Er kramte in den Taschen seines Kittels, zog ein paar gelbe Putzhandschuhe aus Gummi hervor und streifte sie über.
Eigentlich hieße er Karl, erzählte er. Allerdings nannten ihn alle immer nur Zitterkarl, denn er hatte schon im Kindergarten damit begonnen, elektrische Schläge zu verteilen - zuerst, ohne es zu wissen.
"Wenn ich ein Kind berührt habe, fing es furchtbar an zu zittern. Was natürlich am Strom lag, aber die Ärzte brauchten eine ganze Zeit, um festzustellen, dass ich total unter Spannung stehe. Je älter ich werde, desto stärker wird der Strom. Deswegen muss ich eigentlich immer Gummihandschuhe tragen." Er hob seine gelben Gummihände und lächelte ein kleines trauriges Lächeln.
"Ich weiß genau, wie so was ist", seufzte Tamara und blickte ihn mitfühlend an.
"Bist du etwa auch elektrisch?"
"Nee, magnetisch."
Zitterkarl musste plötzlich lachen, und für den Bruchteil einer Sekunde meinte Konrad ein paar knisternde Funken zu sehen, die ihm aus den Ohren flogen.
"Warum machst du denn nicht beim Kindercamp mit?", fragte er. "Dr. Wudu kann dich bestimmt heilen."
"Pah, ausgerechnet der!" Zitterkarl schnaubte verächtlich. "Erstens kann er's nicht. Und wenn er's könnte, würde er's bestimmt nicht tun ..."