„Heee!“, brüllte die Kleine ihm hinterher. „Ich hab diesen Sommer ein Meerschweinchen gerettet! Aus dem Meer!“
Er drehte sich wieder um.
„Du spinnst.“
Emma schüttelte den Kopf.
„Aber doch nicht aus dem Meer!“
Sie nickte.
„Erzähl.“
„Meine beste Freundin hat gedacht, weil Meerschweinchen Meerschweinchen heißen, bedeutet das, sie sind gern im Meer. Also hat sie ihr Meerschweinchen in der Ostsee schwimmen lassen, als wir in Warnemünde waren. Und das Meerschwein ist im Meer total durchgedreht und hat gefiept und wäre fast ertrunken. Ich habe es gerettet, es auf meine Luftmatratze gesetzt und an Land gezogen.“
Chris freute sich sehr über die gelungene Rettung. „Es hat überlebt, weil du ihm geholfen hast“, lobte er.
„Nein, eine halbe Stunde später starb es leider“, sagte Emma. „Herzinfarkt. Vor Aufregung, hat der Tierarzt uns erklärt. Es fiel um und war mausetot.“ Sie dachte kurz nach und korrigierte sich: „Meerschweinchentot.“
„Oh. Das tut mir leid.“
„Man gewöhnt sich dran. Ich hab ja echt schon viele Leichen gesehen. Später werde ich mal Kommissarin, da ist es gut, wenn es mir nicht mehr so viel ausmacht.“
„Wie viele denn?“
„Vierzehn.“
„Du spinnst.“
Emma schüttelte den Kopf und die Finger ihrer durch die Zaunmasche gesteckten Hand zählten auf: „Meinen Opa, der starb letztes Jahr. Dann das Meerschweinchen, dieses Jahr. Dann neulich ein Igel, der war überfahren. Dann der Hund von meiner Tante, der war schon alt. Und dann zehn Guppys.“
Chris musste lachen.
„Was gibt’s denn da zu lachen! Guppys zählen auch.“