Oma Cordula war mit dem Verlauf ihrer Gespräche überhaupt nicht zufrieden und ärgerte sich, dass Papa, Mama und Fabienne sich über das, was sie gesagt hatte, so wenig ärgerten. Diese Familie war ja fast noch langweiliger als das Altersheim, fand sie. Sollte sie ihnen Schuhcreme in die Zahnpastatuben füllen? Nein. Ihre Schuhe verstecken? Nein. Einen Frosch ins Bett legen? Zu simpel. Ihre Pillen verstecken? Auch das ging nicht, denn die Grubers schluckten keine Pillen ... Juckpulver in die Socken streuen?
Sie überlegte hin und her, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja noch einen Enkelsohn hatte, über den sie eigentlich kaum etwas wusste. Diesen Jungen, der drei Kisten voll Lego besaß und in ihrem Zimmer wohnte!
Und noch etwas anderes fiel ihr ein: nämlich ein ganz und gar grandioses und famoses Mittel gegen langweilige Familien!
Oma Cordulas Augen begannen zu funkeln, und sie beschloss, sich sofort mit ihrem Enkel zu unterhalten.
Henrik war gerade draußen im Garten. Gleich nach der Schule war Jonas vorbeigekommen und hatte zum ersten Mal seinen nepalesischen Fundhund mitgebracht. Der Hund schien Mamas unglaublichen Garten sehr zu mögen, denn er rannte die ganze Zeit begeistert im Kreis herum und schnüffelte in jedem Beet.
"Und wie heißt er?", fragte Henrik.
"Nase", sagte Jonas.
"Was? Nase? Du kannst einen Hund doch nicht Nase nennen!"
"Doch, guck: Naaase! NAAAAAAAAAASE!"
Nase kam mit schlackernder Zunge angerannt, und Henrik musste zugeben, dass der Name eigentlich sehr passend war, denn Nase hatte wirklich eine große Nase.
"Sitz, Nase, sitz!", sagte Jonas.
Nase wedelte mit dem Schwanz und guckte ihn fragend an.
"Mist, weißt du zufällig, was sitz! auf Nepalesisch heißt?"
"Keine Ahnung."
"Kai-nee-aa-nunk, Nase", sagt Jonas laut und deutlich. "Na los, kai-nee-aa-nunk!"
"Nein, ich meinte, ich habe keine Ahnung", erklärte Henrik. "Ich kann kein Nepalesisch."
"Oh. Ach so."